Insekten der Großstadt Köln – Abschlussbericht Erfassungen 2019-2020

 

Fazit – Zustand der Insektenfauna Kölns

Die langfristige Bestandsentwicklung der Insekten auf dem Gebiet der Stadt Köln ist negativ: sehr viele in historischer Zeit noch vorhandene Arten sind verschwunden. In Köln leben heute deutlich weniger Insektenarten als in natürlichen Lebensräumen außerhalb des städtischen Ballungsraumes. Dieser Umstand ist natürlich nicht weiter verwunderlich, da die seit Industrialisierung im 19. Jahrhundert negativ auf die Insekten einwirkenden Faktoren – Lebensraumverlust, Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft, Pestizide, Überdüngung, Lichtverschmutzung und Verkehr – im Bereich einer Großstadt ganz besonders zum Tragen kommen. Die langfristig negative Bestandsentwicklung, die zum Aussterben und zur Bestandsgefährdung zahlreicher Arten geführt hat, ist gut dokumentiert. Im Rahmen des vorliegenden Berichts für die Bienen, die aculeaten Wespen und einige andere Insektenfamilien. Aber auch zum Beispiel durch die umfangreichen Daten zur langfristigen Bestandsentwicklung der Schmetterlinge. Von ehemals 89 Tagfalterarten kommen nur noch 45 auf dem Gebiet der Stadt Köln vor (Hanisch 2009), eine Aussterberate von knapp 50 %!

Die kurzfristige Bestandsentwicklung der letzten ca. 30 Jahre ist leider auch überwiegend negativ und es ist noch ein Bedrohungsfaktor für die Insekten hinzugekommen. Der Klimawandel – aus Sicht der Insekten eine sehr schnelle Klimaerhitzung – wirkt sich aufgrund der damit verbundenen Dürreperioden besonders auf aquatische Insektenarten aus. Die in Köln ohnehin kaum noch vorhandenen natürlichen Fließ- und Stillgewässer drohen temporär oder ganz auszutrocknen, was letztlich zum Aussterben der entsprechenden Insektenarten führen wird. Aber auch in terrestrischen Lebensräumen führt der Klimawandel zu sehr starken Veränderungen. Der in Form absterbender Nadelforste für alle sichtbare Verlust von Pflanzenarten findet, weitaus weniger gut sichtbar, auch im Kleinen im Grünland und auf Ruderalfluren statt. Viele als Nahrungsspezialisten an bestimmte Pflanzenarten gebundene Insektenarten werden verschwinden und mit ihnen ihre spezifischen Gegenspieler.

Es gibt auch kurzfristige positive Bestandsentwicklungen. Der Klimawandel sorgt dafür, dass südliche Arten ihr Verbreitungsareal nach Norden erweitern, was bereits dazu geführt hat, dass viele neue Arten nach Köln eingewandert sind. Einzelne Arten konnten die für sie günstigen Witterungsverhältnisse zur Ausbreitung und für Massenvermehrungen nutzen. Das besagte Baumsterben hilft – zumindest kurzfristig – vielen Insektenarten, die an Totholz als Lebensraum für ihre Larven gebunden sind.

Insgesamt zeigen die Daten deutliche Verluste und eine akute Bedrohung der in Köln noch vorhandenen Insekten, die durch den Klimawandel nochmals verstärkt wird.